Untersuchung der Prävalenz kardiologischer Risikofaktoren in der Allgemeinbevölkerung: Ein Vergleich ambulanter ärztlicher Abrechnungsdaten mit Daten einer populationsbasierten Studie

2018 ◽  
Vol 81 (10) ◽  
pp. 791-800 ◽  
Author(s):  
Aniela Angelow ◽  
Katrin Christiane Reber ◽  
Carsten Oliver Schmidt ◽  
Sebastian Edgar Baumeister ◽  
Jean-Francois Chenot

Zusammenfassung Ziel der Studie Diese Studie untersucht die Validität ICD-kodierter Diagnosen für die kardiovaskulären Risikofaktoren arterielle Hypertonie, Diabetes mellitus, Dyslipidämie, Rauchen und Übergewicht aus kassenärztlichen Abrechnungsdaten in Bezug auf die Übereinstimmung mit klinischen Diagnosedaten einer populationsbasierten Kohortenstudie. Methodik Hierzu wurden Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigung Mecklenburg-Vorpommern (Zeitraum 2008–2012) mit Daten der Study of Health in Pomerania (SHIP) gelinkt. Die Übereinstimmung der Abrechnungsdiagnosen (I10.- (arterielle Hypertonie), E10.- bis E14.- (Diabetes mellitus), E78.- (Dyslipidämie), F17.- (Zigarettenrauchen) und E65.- bis E68.- (Übergewicht oder Adipositas)) mit den erhobenen klinischen Goldstandarddaten von 1941 SHIP-Teilnehmern (46 % männlich, durchschnittliches Alter 58±SD 13 Jahre) wurde ermittelt. Ergebnisse Von den untersuchten Abrechnungsdiagnosen lag für Diabetes mellitus (Sensitivität (Sens) 84%, Spezifität (Spez) 95%, Positiv Prädiktiver Wert (PPW) 80%) und arterielle Hypertonie (Sens 72%, Spez 93%, PPW 97%) eine höhere Übereinstimmung und für die Abrechnungsdiagnosen Zigarettenrauchen (Sens 18%, Spez 99%, PPW 89%), Übergewicht (Sens 22%, Spez 99%, PPW 99%) und Dyslipidämie (Sens 40%, Spez 60%, PPW 70%) eine geringe Übereinstimmung mit den klinischen Diagnosedaten vor. Bei vorliegendem Risikofaktor laut Goldstandard waren die Einnahme von Medikamenten, das Vorliegen weiterer dokumentierter kardiovaskulärer Risikofaktoren im Sinne von Komorbiditäten, Alter, Geschlecht und Erkrankungsschweregrad mit der Kodierung der Abrechnungsdiagnose assoziiert. Schlussfolgerung Die Kodierqualität kardiovaskulärer Risikofaktoren im ambulanten Bereich variiert stark. Insgesamt besteht eine Unterkodierung, wobei abrechnungsrelevante Diagnosen besser kodiert werden. Basierend auf den Ergebnissen ist bevölkerungsbezogen eine Quantifizierung des Fehlers bei Prävalenzschätzungen auf Basis von Abrechnungsdaten für die untersuchten kardiovaskulären Risikofaktoren möglich.

2019 ◽  
Vol 76 (3) ◽  
pp. 111-116 ◽  
Author(s):  
Bettina Karin Wölnerhanssen ◽  
Anne Christin Meyer-Gerspach

Zusammenfassung. Übermässiger Zuckerkonsum erweist sich als gesundheitsschädigend für diverse Organsysteme und ist mitverantwortlich für Karies, Übergewicht, metabolisches Syndrom mit beeinträchtigter Glukosetoleranz bis zum Diabetes mellitus, Blutfettstörungen, arterielle Hypertonie, Hepatosteatose und kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität. Der Konsum von Zucker sollte dringend reduziert werden. Zu einem gewissen Grad können Surrogate hilfreich sein. Künstliche Süssstoffe sind allerdings nicht inert und der chronische Konsum erweist sich zunehmend als ungünstig für den Stoffwechsel und die Darmflora. Natürliche Süssungsmittel wie Xylitol, Erythritol und seltene Zucker versprechen ein günstigeres Profil, müssen aber noch vertieft untersucht werden.


Praxis ◽  
2019 ◽  
Vol 108 (8) ◽  
pp. 527-533
Author(s):  
Heiko Pohl ◽  
Florence Vallelian ◽  
Gregor Herfs

Zusammenfassung. Eine Hyperurikämie kann zu Gicht führen, aber auch das Auftreten weiterer Erkrankungen wie arterielle Hypertonie, Niereninsuffizienz, Diabetes mellitus Typ 2, Myokardinfarkte und Schlaganfälle begünstigen. Harnsäure hat jedoch nicht nur negative Folgen für den Körper, sondern scheint auch eine positive Wirkung auf bestimmte degenerative und entzündliche neurologische Erkrankungen auszuüben. Die Entzündungsreaktion, die bei einem Gichtanfall auftritt, wird durch IL-1β vermittelt. Somit können IL-1- oder IL-1-Rezeptor-Antagonisten eingesetzt werden, wenn Kolchizin, Kortikosteroide und NSAR kontraindiziert oder wirkungslos sind. Medikament der ersten Wahl zur langfristigen Senkung des Harnsäurespiegels ist Allopurinol, das auch eine positive Wirkung auf Komorbiditäten hat.


2008 ◽  
Vol 65 (8) ◽  
pp. 441-444
Author(s):  
Regina E. Roller

Der vorliegende Artikel beschäftigt sich mit Korrelationen von mit der Frailty assoziierten funktionellen Einbußen alter Patienten im Lichte einer zusätzlich vorliegenden zerebrovaskulären Insuffizienz (ZVI). Der Zusammenhang zwischen «klassischen» Risikofaktoren, wie Diabetes mellitus, arterielle Hypertonie und Rauchen, und der Entwicklung einer ZVI und dem Verlauf einer Frailty werden besprochen. Frailty Marker, welche den Verlauf einer Rehabilitation nach einem akuten Ereignis im Rahmen einer ZVI beeinflussen, werden im Abschluss zusammengefasst.


2020 ◽  
Vol 40 (03) ◽  
pp. 184-198
Author(s):  
Ramona Napp ◽  
Gerd Horneff

ZUSAMMENFASSUNG Ziele Untersuchung von Komorbiditäten bei juveniler idiopathischer Arthritis und Einfluss von JIA-Kategorie, Geschlecht und Therapie. Methodik Datenbank des BiKeR Registers (Biologika-in-der-Kinderrheumatologie-Register), einer prospektiven, multizentrischen nichtinterventionellen Beobachtungsstudie. Klassifikation von 51 Komorbiditäten nach MedDRA unter Verwendung der Low-Level-Terms in 15 übergeordnete Kategorien. Vorbestehende Komorbiditäten wurden zur Bestimmung der Prävalenz, auftretende für die Inzidenz verwendet. Zum Vergleich wurden Häufigkeit bei Kindern und Jugendlichen nach Literatur verwendet. Ergebnisse Bei 898 von 3804 Patienten wurden 1141 prävalente und 658 inzidente Komorbiditäten während 12 527,5 Beobachtungsjahren dokumentiert. ⅓ aller Komorbiditäten waren ophthalmologische Erkrankungen, Uveitis und deren Komplikationen. Betroffen waren vor allem Patienten mit Oligoarthritis. In absteigender Reihung folgten Hashimoto-Thyreoiditis, Makrophagenaktivierungssyndrom (MAS), Allergien, Asthma bronchiale, Psoriasis und Vaskulitis. Atopische Erkrankungen waren seltener als erwartet. Muskuloskelettale Erkrankungen wie M. Perthes, Osteochondritis dissecans, Osteoporose und Bandscheibenvorfall waren häufiger, eine Skoliose seltener. Malignome kamen signifikant häufiger vor, insbesondere bei sJIA. Patienten mit sJIA hatten auch signifikant häufiger ein MAS und eine arterielle Hypertonie. Eine Adipositas war bei JIA nicht häufiger, wohl aber ein Diabetes mellitus. Diskussion Patienten mit JIA zeigen eine Vielzahl von Komorbiditäten. Einige Komorbiditäten verdienen wegen ihrer Relevanz für die Morbidität und Mortalität im Langzeitverlauf besondere Aufmerksamkeit, vor allem Uveitis, muskuloskelettale Erkrankungen, Diabetes mellitus als kardiovaskulärer Risikofaktor und Malignome.


Phlebologie ◽  
2001 ◽  
Vol 30 (03) ◽  
pp. 68-74
Author(s):  
K.-L. Schulte

ZusammenfassungDie Prävalenz der arteriellen Verschlusskrankheit (AVK) und das assoziierte kardiovaskuläre Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko werden häufig unterschätzt. Die AVK ist zu 90% durch eine Atherosklerose verursacht, die selten isoliert in den Beinen zu finden ist. Die Prävalenz der symptomatischen Erkrankung liegt unabhängig vom Geschlecht bei 4,5% ab einem Alter von 55 Jahren. Hingegen ist die Prävalenz der asymptomatischen AVK bei über 20% anzusetzen. Die 5-Jahres-Mortalitätsrate von männlichen Patienten mit einer AVK beträgt 5-17%, die Lebenserwartung ist um 10 Jahre verkürzt. Haupttodesursachen sind kardiale sowie zerebrale Erkrankungen. Dies unterstreicht die hohe Koinzidenz von AVK, koronarer Herzkrankheit und zerebralen Gefäßerkrankungen. Die Empfehlungen zur Behandlung der Risikofaktoren für eine AVK weisen auf ihre Bedeutung hin. Neben einer strikten Nikotinkarenz und frühzeitigen Thrombozytenfunktionshemmung sollten nichtpharmakologisch und medikamentös Diabetes mellitus (Nüchternglukose 80-120 mg%; HbA1c <7%), Hyperlipoproteinämie (LDL-Cholesterin <100 mg%) und arterielle Hypertonie (<130/85 mmHg) behandelt werden. Die Bedeutung einer Hyperhomocysteinämie und Hyperfibrinogenämie ist bekannt, der präventive Nutzen ihrer Therapie jedoch nicht bewiesen. Als weitere präventiv wirksame Maßnahmen sind Gewichtsnormalisierung und Ausdauertraining zu nennen.


Phlebologie ◽  
2011 ◽  
Vol 40 (02) ◽  
pp. 85-92 ◽  
Author(s):  
J. Dissemond

ZusammenfassungEs wird geschätzt, dass in Deutschland etwa 1% der erwachsenen Bevölkerung an einem Ulcus cruris unterschiedlichster Genese leidet. Auch wenn die chronische venöse Insuffizienz und die periphere arterielle Verschlusskrankheit bei etwa 80% aller Patienten mit einem Ulcus cruris pathophysiologisch relevant sind, so ist doch die Kenntnis der relevanten Differenzialdiagnosen insbesondere bei therapierefraktären Verläufen von entscheidender Be-deutung. Es existieren neben Vasculitiden auch neuropathische, metabolische, hämatologische und exogene Faktoren sowie Neoplasien, Infektionen, Medikamente, genetische Defekte und primäre Dermatosen, die ein Ulcus cruris verursachen können. Bei vielen Pa-tienten können es auch multiple Faktoren sein, die zu einem Ulcus cruris führen bzw. dessen Abheilung trotz scheinbar adäquater Behandlung verhindern. Als relevante Ko-Faktoren können hier beispielsweise Adipositas, Diabetes mellitus, Ekzeme, (Lymph-)Ödeme oder arterielle Hypertonie eine bedeutende Rolle spielen.Für eine dauerhaft erfolgreiche Behandlung der Patienten mit einem Ulcus cruris ist es so-mit von entscheidender Bedeutung alle relevanten Faktoren der Pathogenese zu diagnostizieren, um eine kausal ansetzende, dauerhaft erfolgreiche Therapie zu gewährleis-ten.


2018 ◽  
Vol 47 (11) ◽  
pp. 526-532
Author(s):  
Udo Sechtem ◽  
Peter Ong

ZusammenfassungDie optimale Therapie bei Patienten mit stabiler Angina pectoris ist umstritten. Der therapeutische Ansatz, eine verursachende epikardiale Stenose aufzudehnen oder zu überbrücken, ist gut nachvollziehbar. Die Ergebnisse der perkutanen Koronarintervention (PCI) und der Bypassoperation sind aber von Ausnahmen abgesehen prognostisch nicht besser als die einer konservativ-medikamentösen Therapie. Die PCI hat bezüglich der Symptomatik kurzfristig zwar leichte Vorteile im Vergleich zur antianginösen Therapie mit Kurzzeitnitraten, Calciumantagonisten und/oder Betablockern. Im Verlauf von 1–3 Jahren sind diese Unterschiede aber nicht mehr nachweisbar. Viele Patienten leiden trotz fehlender epikardialer Koronarstenosen unter Angina pectoris. Dies wird durch eine Dysfunktion der Mikrovaskulatur verursacht, die ebenso wie die epikardialen Koronarstenosen mit den bekannten konventionellen Risikofaktoren arterielle Hypertonie, Hyperlipidämie, Diabetes mellitus und familiärer Belastung assoziiert sind. Die mikrovaskuläre Dysfunktion ist auch eine häufige Ursache für Angina-pectoris-Beschwerden, die nach Revaskularisation persistieren. Wenn eine prognostische oder symptomatische Indikation zur Revaskularisation besteht, werden der SYNTAX-Score, das perioperative Risiko und die koronare Anatomie zurate gezogen, um das beste Revaskularisationsverfahren für den Patienten zu wählen. Unabhängig von einer Revaskularisation sind eine Änderung des Lebensstils, die Kontrolle der Risikofaktoren und eine medikamentöse Therapie mit Thrombozytenaggregationshemmern, Cholesterinsenkern und gegebenenfalls ACE-Hemmern/AT1-Antagonisten unverzichtbarere Bestandteile der optimalen Versorgung von Patienten mit stabiler KHK.


2017 ◽  
Vol 56 (03) ◽  
pp. 173-180 ◽  
Author(s):  
F. Walter ◽  
N. Lid ◽  
F. Petermann ◽  
A. Kobelt

Zusammenfassung Die vorliegende Studie ermittelt, inwiefern der BEVA als Screening geeignet ist, um negative Antwortverzerrungen bei Rentenantragstellern mit psychosomatischen Erkrankungen in der sozialmedizinischen Begutachtung zu erfassen. 107 Versicherte, die eine Erwerbsminderungsrente aufgrund einer psychosomatischen Erkrankung beantragt haben, füllten den BEVA, den SFSS sowie einen soziodemografischen Fragebogen aus. Die sozialmedizinischen Gutachter schätzen die Glaubwürdigkeit der Beschwerdendarstellung der Versicherten ein. Es wurde ein Known-Group-Design bzw. ein Bootstrapping-Design genutzt, um die Validität des BEVA zu schätzen. Bei dem Außenkriterium SFSS konnten folgende psychometrische Kennwerte für den BEVA ermittelt werden: Spezifität=0,86, Sensitivität=0,42, positiv prädiktiver Wert=0,81, negativ prädiktiver Wert=0,51. Die Interrater-Reliabilität entspricht Cohens κ=0,253. Für die Gutachtereinschätzung als Außenkriterium konnten weitere psychometrische Kennwerte berechnet werden: Spezifität=0,71, Sensitivität=0,32, positiv prädiktiver Wert=0,38, negativ prädiktiver Wert=0,66. Die Beurteilerübereinstimmung beträgt Cohens κ=0,031. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass der BEVA vor allem eine sehr gute Spezifität aufweist, um negative Antwortverzerrungen zu erheben. Dies ist im Hinblick auf ethische Aspekte dringend anzustreben. Weiterhin zeigt die Studie, dass - neben den Gutachtereinschätzungen – weitere Verfahren die Erkennung von negativen Antwortzerrungen verbessern könnten.


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