Langzeitremission bei einem Patienten mit metastasiertem Adenokarzinom des Pankreas: Aktuelle Therapiemöglichkeiten und neue Therapiealgorithmen mit Hilfe des Molekularen Tumorboards
Zusammenfassung Hintergrund Das Adenokarzinom des Pankreas geht trotz verbesserter diagnostischer Möglichkeiten und neuer teilweise multimodaler Therapien mit einer sehr schlechten Prognose einher. Eine Heilung kann nur in lokalisierten Stadien mittels vollständiger Resektion erreicht werden. Da bei Diagnosestellung jedoch bereits in 45–70% der Fälle eine Fernmetastasierung vorliegt, gelten die meisten Fälle als primär inoperabel. Aufgrund neuer molekularer Erkenntnisse haben sich zielgerichtete Therapiemöglichkeiten eröffnet. Wir berichten von einem Patienten mit metastasiertem Adenokarzinom des Pankreas mit Nachweis verschiedener Mutationen, die Angriffspunkte für gezielte Therapien darstellen und erläutern mögliche Therapieansätze. Fallbericht Bei einem Mitte 50-jährigen Patienten wurde bei abdominellen Schmerzen ein metastasiertes Adenokarzinom des Pankreas diagnostiziert. Unter einer palliativen platinhaltigen Chemotherapie mit FOLFIRINOX konnte bildgebend ein fast komplettes Ansprechen erreicht werden. Nach Nachweis einer BRCA-2-Mutation erfolgte der Einschluss in die POLO-Studie mit einer Erhaltungstherapie mit dem Poly(ADP-ribose)-Polymerase (PARP)- Inhibitor Olaparib, unter dem es nach 8 Monaten zu einem Progress kam. Es folgten Zweit- und Drittlinientherapien mit Gemcitabin in Kombination mit Nab-Paclitaxel und im Verlauf mit Erlotinib. Zudem konnte eine aktivierende Mutation im KRAS-Gen festgestellt werden. Auf eine weitere experimentelle gezielte Therapie bezüglich dieser Mutation wurde von Seiten des Patienten verzichtet. Schlussfolgerung Die Identifizierung prädiktiver Faktoren und spezifischer therapierbarer Mutationen bei Patient*innen mit fortgeschrittenem Adenokarzinom des Pankreas scheint bei aktuell noch sehr schlechter Prognose dieser Erkrankung von großer Bedeutung, um individualisierte Therapien zu ermöglichen.