Untersuchungen zum Auftreten der Gebärparese in verschiedenen Regionen Deutschlands und zum Einsatz unterschiedlicher Therapien im Vergleich zur Kalziuminfusion
Zusammenfassung Gegenstand und Ziel: Ermittlung der Häufigkeiten ätiologischer Ursachen für das peripartale Festliegen von Kühen im in verschiedenen Regionen Deutschlands und Untersuchung deren therapeutischer Beeinflussbarkeit. Material und Methoden: In den Einzugsgebieten von vier Tierarztpraxen (A-D) wurden für die einjährige Untersuchung 764 peripartal festliegende Milchkühe in die Studie aufgenommen. Einer eingehenden Anamnese folgte die klinische Untersuchung. Vor jeder Therapie wurden in einer Blutprobe die Konzentrationen von Kalzium, Phosphor, Magnesium, Bilirubin, β-Hydroxybuttersäure, Harnstoff, Cholesterin und die Aktivitäten der AST, CK und GLDH bestimmt. In den Praxen B-D bestand die Standardtherapie aus der intravenösen Infusion einer organischen Kalziumlösung, die bei jeder zweiten Kuh (Versuchsgruppe) um ein weiteres zu testendes Medikament (B: Vitamin D3; C: Toldimfos, D: Dexamethason) erweitert wurde. In Praxis A enthielt die Kalziumlösung der Standardtherapie einen deutlich geringeren Phosphorgehalt als die der Versuchstherapie. Für den Vergleich der Therapieerfolge wurden nur die Tiere berücksichtigt, die nachweislich eine Hypokalzämie aufwiesen. Ergebnisse: Unabhängig von der Region war bei Kühen ab der zweiten Laktation eine Hypokalzämie die Hauptursache für das Festliegen. In der Mehrheit der Fälle bestand gleichzeitig eine Hypophosphatämie. Muskelschäden stellten die zweithäufigste Krankheitsursache dar und traten vermehrt parallel zur Hypokalzämie auf. Bei den Kühen mit einer Hypokalzämie hatte die zusätzliche Verabreichung der Medikamente zur Kalziuminfusionslösung keinen statistisch nachweisbaren Einfluss auf den Ersttherapieerfolg, die Gesamtheilungsrate und die Anzahl benötigter Behandlungen. Der Ersttherapieerfolg lag zwischen 70,7 und 84,2%, die Gesamtheilungsrate zwischen 87,5% und 95,2%. Kühe, die nicht geheilt werden konnten, wiesen schon vor der Ersttherapie statistisch gesichert höhere Aktivitäten der CK (p < 0,020) und AST (p < 0,003) im Serum auf. Bei Färsen waren nach den Serumwerten Muskelschäden die Hauptdiagnose. Ob es sich bei diesen Schäden um die Folge von Schwergeburten oder nervale Schädigungen handelte, konnte anhand des klinischen Bildes nur in Einzelfällen geklärt werden. Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Bei Kühen ab der zweiten Laktation ist eine Hypokalzämie die Hauptursache für das Festliegen im peripartalen Zeitraum. Damit stellt bei solchen Tieren eine intravenöse Infusion von organischen Kalziumlösungen die Therapie der Wahl dar. Weitere Therapeutika steigern den Therapieerfolg nicht. Myopathien treten gehäuft als Begleiterkrankung auf und können den Therapieverlauf ungünstig beeinflussen. Bei Färsen sind sie die Hauptursache für das Festliegen.