Psychiatrische Adoleszentenkohorte: selbstberichtete Impulsivität und suizidales Verhalten

2017 ◽  
Vol 85 (07) ◽  
pp. 379-379
Author(s):  
Bernd Lenz
Keyword(s):  
Author(s):  
Michael Kaess ◽  
Peter Parzer ◽  
Margarete Mattern ◽  
Franz Resch ◽  
Antonia Bifulco ◽  
...  

Fragestellung: Validierung der deutschen Übersetzung eines Fragebogens und des korrespondierenden Interviews zur Erhebung belastender Kindheitserlebnisse im familiären Rahmen sowie Untersuchung eines Zusammenhangs dieser Erfahrungen mit suizidalen Verhaltensweisen. Methodik: Der Fragebogen wurde anhand einer konsekutiv rekrutierten klinischen Stichprobe von 125 stationären, psychiatrischen Patienten (13–25 Jahre) am Universitätsklinikum Heidelberg getestet. Zusätzlich wurden Testwiederholungen und das korrespondierende Interview durchgeführt. Suizidale Verhaltensweisen wurden mit der Paykel Suizid Skala erhoben. Ergebnisse: Der Fragebogen zeigte eine sehr gute interne Konsistenz und Retest-Reliabilität. Die Interrater-Reliabilität des Interviews war gut. Auch zeigte sich eine signifikante Korrelation der Ergebnisse von Fragebogen und Interview. Suizidale Verhaltensweisen waren signifikant mit allen negativen Kindheitserlebnissen assoziiert, jedoch waren mütterliche Vernachlässigung und Antipathie die besten Prädiktoren für suizidales Verhalten. Schlussfolgerungen: Fragebogen und Interview stellen reliable und valide Instrumente zur Erhebung von belastenden Kindheitserlebnissen dar. Sie erheben ein breites Spektrum an negativen Kindheitserlebnissen inklusive negativer Bindungserfahrungen. Der Zusammenhang dieser negativen Kindheitserlebnisse mit suizidalen Verhaltensweisen zeigt deutlich die Notwendigkeit der Erhebung solcher Erlebnisse in Forschung und Therapie.


2017 ◽  
Vol 36 (04) ◽  
pp. 239-243
Author(s):  
R. Haussmann ◽  
M. Bauer ◽  
J. Conell ◽  
U. Lewitzka

ZusammenfassungSuizidales Verhalten stellt ein häufiges Phänomen bei psychiatrischen Erkrankungen dar. Insbesondere Patienten mit affektiven Störungen haben ein erhöhtes Suizidrisiko. Die leitliniengerechte Versorgung affektiver Störungen ist für Ärzte, Pfleger, Psychologen und andere Berufsgruppen im Gesundheitswesen hochanspruchsvoll und bedarf pharmakotherapeutischer, psychotherapeutischer und pflegerischer Expertise sowie eines hohen Maßes an Empathie. Generell verfügen wir über pharmakologische Behandlungsmöglichkeiten, die effektiv in der Behandlung von psychiatrischen Erkrankungen eingesetzt werden können, mindestens genauso bedeutsam sind auch psychotherapeutische und soziotherapeutische Behandlungsansätze. In den letzten Jahren konnte eine andauernde Debatte über den potenziellen Einfluss antidepressiver Medikation auf Suizidalität verfolgt werden. Hierbei zeigte sich eine mangelnde Evidenz für die suizidprotektive Wirkung von Antidepressiva. Mögliche Gründe dafür liegen in methodischen Schwierigkeiten, dies zu untersuchen. Seit den frühen 1970er-Jahren haben eine große Anzahl von Studien einen suizidprotektiven Effekt von Lithium nachgewiesen. Für die Behandlung von schizophrenen Erkrankungen konnte ein solcher Effekt für Clozapin aufgezeigt werden. Der folgende Artikel gibt einen Überblick über den aktuellen Wissenstand bezüglich psychopharmakologischer Behandlungsmöglichkeiten von suizidalen Patienten.


2007 ◽  
Vol 26 (06) ◽  
pp. 487-491
Author(s):  
W. Machleidt ◽  
M. Ziegenbein ◽  
H. Haltenhof ◽  
I. T. Calliess
Keyword(s):  

ZusammenfassungDie Beurteilung des Funktionsniveaus der Persönlichkeit und der Steuerungsfähigkeit bei Migranten ist für kulturfremde Kliniker eine Herausforderung. Suizidales Verhalten ist im Hinblick auf Form, Bedeutung und Häufigkeit sehr stark von der jeweiligen Kultur beeinflusst, in deren Kontext es steht. Zwischen dem Grad des Kulturwandels beziehungsweise der Migration und der Suizidrate besteht ein (nicht unumstrittener) Zusammenhang. Suizidversuche bei Migranten können einen riskanten Konfliktlösungsversuch in Bezug auf eine transkulturelle Problematik darstellen. Der Migrationsprozess selbst unterliegt einem typischen, phasenhaften Verlauf. In der Phase der kritischen Anpassung können transkulturelle Konflikte besonders ausgeprägt sein. Da in diesem Stadium des Migrationsprozesses die emotionale Vulnerabilität erhöht und die Anfälligkeit für Stressreaktionen ausgeprägt ist, besteht ein erhöhtes Suizidalitätsrisiko. Effektive therapeutische Kriseninterventionen bei Migranten setzen die Kenntnis des Phasenmodells der Migration einschließlich seiner Psychodynamik sowie der kulturellen Haltung zum Suizid voraus. Das Bedürfnis nach interindividueller Bezogenheit bei Migranten muss ebenso berücksichtigt werden wie die Nutzung kulturspezifischer Ressourcen.


2019 ◽  
Vol 23 (3-4) ◽  
pp. 120-128 ◽  
Author(s):  
Benedikt Till ◽  
Thomas Niederkrotenthaler

ZusammenfassungSuizidales Verhalten wird durch Suiziddarstellungen in den Massenmedien beeinflusst. In zahlreichen Studien konnte gezeigt werden, dass sensationsträchtige Darstellungen von Suizid in den Medien zu Imitationssuiziden führen. Dieses Phänomen ist in der Wissenschaft auch unter dem Begriff „Werther-Effekt“ bekannt. In einer Reihe von Ländern wurden daher von Expert_Innen für Suizidprävention Medienempfehlungen zur Berichterstattung über Suizid entwickelt, um die Qualität der Berichterstattung über Suizid zu verbessern und in weiterer Folge Imitationssuizide zu verhindern. Nicht alle Darstellungen von Suizid in den Medien sind dabei schädlich. In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass Medienberichte, die auf Personen fokussieren, die sich in einer suizidalen Krise befunden haben, aber in der Lage waren, diese Krise zu bewältigen, zu einem Rückgang an Suizidalität bei Rezipient_Innen führen. In Anlehung an Papageno, den Protagonisten in Mozarts Oper Die Zauberflöte, der seine suizidale Krise bewältigt, wird dieser protektive Effekt in der wissenschaftlichen Literatur auch als „Papageno-Effekt“ bezeichnet. In dieser Übersichtsarbeit werden der gegenwärtige Forschungsstand und die rezentesten Studien zum Werther- und Papageno-Effekt diskutiert. Diese Befunde können Aufschluss darüber geben, wie effektive Medienkampagnen zur Suizidprävention gestaltet sein müssen, um eine möglichst protektive Wirkung ohne Risiko eines schädlichen Effekts zu erzielen. Da die psychologischen Mechanismen des Papageno-Effekts nach wie vor nicht vollständig erforscht sind, sind weitere Untersuchungen zur protektiven Wirkung von Medienberichten über Krisenbewältigungen notwendig, insbesondere Studien mit klinischen Populationen oder anderen Risikogruppen.


2012 ◽  
Vol 61 (1) ◽  
pp. 16-31 ◽  
Author(s):  
Gloria Fischer ◽  
Romuald Brunner ◽  
Peter Parzer ◽  
Katja Klug ◽  
Tony Durkee ◽  
...  
Keyword(s):  

2006 ◽  
Vol 06 (01) ◽  
pp. 38-42
Author(s):  
Christiane Hartmann ◽  
Johannes Buchmann ◽  
Christian Göhre ◽  
Frank Häßler

ZusammenfassungAusgehend von der internationalen Literatur über (para) suizidales Verhalten im Kindes- und Jugendalter wird die besondere Rolle und Problematik des erstversorgenden Notarztes dargestellt.Erfasst und ausgewertet wurden im Zeitraum von 1986–1993 880 Parasuizidenten der Landeshauptstadt Schwerin, unter denen sich 78 Kinder und Jugendliche (Alter 8–18 Jahre, davon 62 weiblich) befanden. Die Ergebnisse wurden mit zwei Untersuchungen aus dem gleichen Zeitraum und dem gleichen Design verglichen. Obwohl 95% der Kinder und Jugendlichen eine so genannte weiche Methode wählten, wiesen 18% vital bedrohliche Zustände auf. Die Rate der Parasuizidwiederholer lag bei rund einem Drittel. Interpersonelle Konflikte standen motivational im Vordergrund.


2009 ◽  
Vol 28 (04) ◽  
pp. 211-216
Author(s):  
P. Zill ◽  
M. Rietschel ◽  
W. Maier ◽  
D. Rujescu

ZusammenfassungDas Risiko für suizidales Verhalten wird durch ein komplexes Wechselspiel zwischen soziokulturellen Faktoren, traumatischen Lebenserfahrungen, psychiatrischer Vorgeschichte, Persönlichkeitsfaktoren und genetischer Vulnerabilität determiniert. Letzteres wird durch Familien-, Zwillingsund Adoptionsstudien unterstützt, die darauf hinweisen, dass Suizidhandlungen eine von der Heritabilität psychiatrischer Erkrankungen unabhängige genetische Komponente besitzen. Eine der größten epidemiologischen Untersuchungen konnte in diesem Zusammenhang zeigen, dass sich das Risiko für einen eigenen Suizidversuch um den Faktor 4,2 erhöhte, wenn die leibliche Mutter einen Suizidversuch begangen hatte, sowie um den Faktor 3,3 bei einem Suizidversuch des leiblichen Vaters. Dieser familiären Häufung könnte eine gewisse Vulnerabilität zugrunde liegen, die teilweise auf genetische Risikofaktoren zurück zu führen sein könnte. In diesem Artikel werden Strategien zur Suche nach genetischen Risikofaktoren für suizidales Verhalten auf molekularer Ebene aufgeführt (z. B. Kopplungs-, Assoziations-, Microarrayoder genomweite Assoziationsstudien) sowie die bisherige Datenlage zur Thematik diskutiert. Letztendlich ist zu hoffen, dass die genetische Untersuchung in Zukunft dazu beitragen kann, Patienten mit einem erhöhten Suizidrisiko zu identifizieren, sodass eine adäquate Therapie frühzeitig eingeleitet und die Suizidrate gesenkt werden kann.


2014 ◽  
Vol 62 (1) ◽  
pp. 65-71 ◽  
Author(s):  
Rebecca C. Groschwitz* ◽  
Martina Bonenberger* ◽  
Paul L. Plener ◽  
Isabel Böge ◽  
Franz Petermann

Nicht-suizidales selbstverletzendes Verhalten (NSSV) tritt im Jugendalter mit Prävalenzraten von weltweit ca. 19 % relativ häufig auf. NSSV kann dabei ohne weitere psychopathologische Auffälligkeiten, aber auch sehr häufig komorbid zu verschiedenen psychischen Störungen auftreten. NSSV stellt einen zudem einen Risikofaktor für suizidales Verhalten dar, was eine spezifische Diagnostik unerlässlich macht. Die vorliegende Arbeit soll einen Überblick über Instrumente im deutschen Sprachraum und eine praktische Handreichung geben. Standardisierte Instrumente zur Erfassung selbstverletzenden Verhaltens wurden primär für die wissenschaftliche Forschung konstruiert. Sie eignen sich jedoch auch im klinischen Alltag zur differenzierten Diagnostik, Verlaufskontrolle und Therapieevaluation. Dazu liegen im deutschen Sprachraum verschiedene evaluierte Fragebögen und ein Interview vor.


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