Zusammenfassung
Gegenstand und Ziel: Charakterisierung von klinischen und labordiagnostischen Parametern sowie Therapie und Krankheitsverlauf bei Hunden mit einer angenommenen primären immunvermittelten Thrombozytopenie (pIMT) und Identifizierung möglicher Besonderheiten im Vergleich zu Hunden mit einer sekundären immunvermittelten Thrombozytopenie (sIMT). Material und Methoden: Retrospektive Auswertung von Patientendaten thrombozytopenischer Hunde, bei denen plättchengebundene Antikörper mittels Durchflusszytometrie nachgewiesen wurden. Ergebnisse: Dreizehn der 21 Hunde (62%) mit einer pIMT waren männlich. Das mittlere Alter bei Erstvorstellung betrug 6,6 Jahre (1,6–13,5 Jahre [Median; Minimum–Maximum]). Blutungen, hauptsächlich in Form von Haut- und Schleimhautblutungen, lagen bei 18 Hunden (86%) vor. Neunzehn Hunde (91%) wiesen eine Thrombozytenzahl unter 20000/μl auf. Bei allen Hunden mit einer pIMT ergab sich ein mittleres Thrombozytenvolumen (mean platelet volume, MPV) im oder unter dem Referenzbereich. In nahezu allen Fällen bestand eine gesteigerte Megakaryopoeseaktivität. Der Vergleich zweier Therapieregime (Prednisolon versus Prednisolon und Azathioprin) zeigte keinen signifikanten Unterschied bezüglich der Zeit bis zum Erreichen einer Thrombozytenzahl im Referenzbereich. Zwischen Patienten mit pIMT oder sIMT ließ sich im Hinblick auf Alter und Geschlecht kein signifikanter Unterschied feststellen. Bei Hunden mit einer pIMT waren Thrombozytenzahl und MPV signifikant niedriger und die Megakaryopoeseaktivität signifikant häufiger erhöht. Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Bei Hunden, die plättchengebundene Antikörper und zusätzlich eine schwere Thrombozytopenie, ein niedriges MPV und eine gesteigerte Megakaryopoeseaktivität aufweisen, ist eine pIMT naheliegend.