ZusammenfassungSystematische Stoffwechselüberwachung begann im deutschsprachigen Raum Ende der 1960er, Anfang der 1970er Jahre wegen der Zunahme von Stoffwechselstörungen als Ursache für Infertilität und Mastitiden und hatte das Ziel besserer Prophylaxe durch deren Früh diagnostik. Entwicklung eines einheitlichen Stoffwechselstandards: Initiiert von Rossow, Gürtler, Ehrentraut, Seidel und Furcht wurde in den 1970er Jahren ein Standard „Stoffwechselüberwachung in der Rinderproduktion” erarbeitet, der auf Betriebsanalyse, klinischen und biochemischen Kontrollen, Prophylaxe und Nachkontrollen basierte. Kernpunkte waren: periodische Screenings stark belasteter, gesunder Indikatortiere 2–4 Tage post partum (p. p.), 2–8 Wochen p. p. und 1–2 Wochen ante partum, maximal 10 Tiere pro Gruppe, Poolproben sind in der Regel sinnvoll, Einzeltierproben optimal, informativstes Probensubstrat und Parameter nutzen, sorgfältiger Umgang mit Proben, sachkundige Auswertung und Nachkontrolle. Bei Stoffwechselkontrollen von 1982 bis 1989 ergaben sich bei ca. 242000 Kühen im Mittel zu 32,9% Ketosen, 20,0% metabolische Azidosen, 21,9% metabolische Alkalosen, 34,2% Stickstoff-Stoffwechselstörungen, 17,3% Natriummangel und 23,7% Leberstörungen. Weiterentwicklung des Stoffwechselstandards nach 1989: Bearbeitet wurden Referenzwerte bei höherer Milchleistung, die Frühdiagnose von Krankheiten des Fettmobilisationssyndroms sowie bessere Frühdiagnostik durch neue Indikatoren, darunter Kreatinkinase (CK), alkalische Phosphatase (AP) mit Isoenzymen, Akute-Phase-Proteine, Zytokine, Antioxidanzien, Carnitin- und Lipoproteinfraktionen. Optimierte Blut- und Harnscreenings haben gegenüber Milchanalytik wichtige Vorteile. Sie sind eine wichtige Methode zur Gesundheits- und Leistungsstabilisierung durch exakte Ursachenanalyse und abgeleitete Prävention. Klinische Bedeutung: Als Standardspektrum für Screenings haben sich die fruchtbarkeitsrelevanten Parameter freie Fettsäuren, β-Hydroxybutyrat, Harn stoff, anorganisches Phosphat, CK, AP, Natrium, Kalium, Selen, Kupfer, β-Carotin und Netto-Säure- Basen-Ausscheidung bewährt. Sie sollten einmal pro Jahr/Herde, gegebenenfalls als kostengünstige Poolprobe für ca. 50 €, untersucht werden.