Bessere Blutzuckerkontrolle bei Typ-1-Diabetes durch psychologische Interventionen

Praxis ◽  
2007 ◽  
Vol 96 (8) ◽  
pp. 303-304
Author(s):  
M. Puhan
Author(s):  
Susan Norah Clever ◽  
Susanne Baulig ◽  
Andrea Benecke

ZusammenfassungMenschen mit Typ-1-Diabetes müssen immer wieder verschiedene Anpassungsleistungen erbringen, um ihre Erkrankung und deren Therapie in den Alltag integrieren zu können. Gelingt dies nicht, können daraus Probleme beim Selbstmanagement der Krankheit resultieren. Doch trotz strukturierter Schulungsprogramme und leitliniengerechter, individuell zugeschnittener Therapieempfehlungen leben einige Menschen mit Typ-1-Diabetes mit chronisch erhöhten Blutzuckerwerten. Dabei scheint der Diabetes-Distress als Reaktion auf die erlebten Herausforderungen eine wichtige Rolle zu spielen und im Zusammenhang mit Problemen bei der glykämischen Kontrolle wie auch einer Therapievermeidung zu stehen. Um eine Chronifizierung des Diabetes-Distress zu verhindern, empfiehlt es sich daher, ein Screening auf diabetesbezogene Belastungen in der Versorgung von Menschen mit Typ-1-Diabetes zu etablieren. Dies kann mittels Fragebogen oder der Thematisierung im persönlichen Gespräch geschehen. Diabetesspezifische psychologische Interventionen können sowohl die diabetesbezogene emotionale Belastung als auch die glykämische Kontrolle verbessern, sind jedoch in Deutschland noch nicht in der Regelversorgung verfügbar.


2011 ◽  
Vol 68 (12) ◽  
pp. 699-706 ◽  
Author(s):  
Roger Lehman ◽  
Philippe A. Gerber

Mit der Entscheidung des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), ab 1. Juli 2010 alle möglichen Formen der Insel- und Pankreastransplantation als obligatorische Krankenkassenleistung bei Typ 1-Diabetes mellitus zu erklären, hat die Fragestellung, wann, bei welchen Patienten und unter welchen Umständen eine solche Transplantation empfohlen werden kann, einen ganz anderen Stellenwert bekommen. Initial wurde die Inseltransplantation als neue Therapieform bei Patienten mit Typ 1-Diabetes und guter Nierenfunktion durchgeführt, wobei die Vorteile dieser Therapie einer lebenslangen Immunsuppression mit all ihren assoziierten Nebenwirkungen und Komplikationen gegenübergestellt werden müssen. Aufgrund des ausgeprägten Organmangels kam es mit der Zeit zu einem Paradigmenwechsel: Das Hauptziel, welches mit der Inseltransplantation verfolgt wird, ist nicht mehr unbedingt eine Insulinunabhängigkeit, sondern eine gute Blutzuckerkontrolle unter Vermeidung von schweren Hypoglykämien. Dieses Ziel kann in 80 - 90 % aller Patienten, welche eine Inseltransplantation erhalten, erfüllt werden, auch wenn weiterhin geringe Dosen von Insulin injiziert werden müssen. Die lebenslang notwendige Immunsuppression hingegen limitiert diese praktisch komplikationslose Therapieform auf Patienten, welche eine andere Organtransplantation benötigen, oder trotz optimierter Diabetesbehandlung lebensbedrohliche Hypoglykämien erleiden. Die häufigste Indikation bei uns sind Patienten mit einer chronischen dialysepflichtigen Niereninsuffizienz und einem Typ 1-Diabetes mellitus. Diese Patienten sollten auf die Möglichkeit einer kombinierten Insel-Nierentransplantation oder Pankreas-Nierentransplantation aufmerksam gemacht werden. Die Wahl, ob eine Insel- oder Pankreastransplantation in Frage kommt, hängt in aller erster Linie vom Ausmaß der kardiovaskulären Begleiterkrankungen ab, die wiederum mit Diabetesdauer, Alter und Qualität der Blutzuckereinstellung zusammenhängen. Aufgrund des Organspenden-Mangels gewinnt die Option der Lebendnierenspende, welche sekundär mit einer Insel- oder Pankreastransplantation ergänzt wird, immer mehr an Bedeutung. Aufgrund der neuen BAG-Regelung besteht für eine kleine Gruppe von Patienten mit einem Typ 1-Diabetes mellitus ohne oder mit einer geringen diabetischen Nephropathie, welche unter häufigen und schweren, lebensbedrohlichen Hypoglykämien leiden, die Möglichkeit einer alleinigen Pankreas- oder Inseltransplantation. In diesem Artikel werden die Vor- und Nachteile der Insel- und Pankreastransplantation und die Indikation für den Betazell-Ersatz aufgrund der neuesten Datenlage diskutiert und ein neues Flussdiagramm für die Entscheidungsfindung Insel- oder Pankreastransplantation vorgestellt.


2020 ◽  
Vol 77 (6) ◽  
pp. 252-257
Author(s):  
Johannes Grolimund

Zusammenfassung. Chronische, postoperative Schmerzen sind häufig, so auch bei Patienten nach handchirurgischen Eingriffen. Bezüglich der Identifikation von Risiko- und Schutzfaktoren hinsichtlich chronischer, postoperativer Schmerzen wurden beträchtliche Fortschritte erzielt. Psychologische Aspekte – das heisst kognitive, affektive und solche auf Verhaltensebene – einschliesslich Depressivität, Angst, Schmerzkatastrophisieren und Vertrauen des Patienten in den Behandler spielen eine zentrale Rolle für die Vorhersage der Wahrscheinlichkeit, chronische, postoperative Schmerzen zu entwickeln. Diese Faktoren sind messbar und dienen als wichtige Ansatzpunkte für spezifische, psychologische Interventionen durch den Chirurgen oder ein interdisziplinäres Team. Die empirische Evaluation dieser Behandlungen zeigt, dass psychologische als auch interdisziplinäre, multimodale Interventionen von chirurgischen Patienten akzeptiert werden und in der Lage sind, postoperative Schmerzen und Beeinträchtigung zu reduzieren.


2017 ◽  
Vol 74 (8) ◽  
pp. 445-453
Author(s):  
Stefan Bilz

Zusammenfassung. Die diabetische Dyslipidämie ist durch eine Erhöhung der Triglyzeride, eine Erniedrigung des HDL-Cholesterins und eine qualitative Veränderung der LDL-Partikel, die kleiner, dichter und somit atherogener sind („small, dense LDL“) gekennzeichnet. Sie ist wesentlich mitursächlich für das 2 – 4 fach erhöhte kardiovaskuläre Risiko von Patienten mit Typ 2 Diabetes. Statine reduzieren das LDL-Cholesterin und die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität von Patienten mit Typ 2 Diabetes. Sie sind eines der wichtigsten Instrumente der kardiovaskulären Prävention und somit mit wenigen Ausnahmen für alle Betroffenen empfohlen. Eine lipidsenkende Kombinationstherapie mit Fibraten, Ezetrol und PCSK9-Hemmern führt zu einer weiteren Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse, ohne dass bisher eine Mortalitätsreduktion nachgewiesen werden konnte und ist somit Patienten mit besonders hohem Risiko vorbehalten. Da das kardiovaskuläre Lebenszeitrisiko bei vielen Patienten mit Typ 1 Diabetes ebenso als hoch einzuschätzen ist, wird bei diesen insbesondere bei Vorliegen von Folgekomplikationen oder weiteren Risikofaktoren ebenso eine Statintherapie empfohlen.


2015 ◽  
Vol 63 (1) ◽  
pp. 33-38 ◽  
Author(s):  
Roberto D'Amelio ◽  
Wolfgang Retz ◽  
Michael Rösler

Bei der ADHS handelt sich um eine Störung, die häufig bis in das Erwachsenenalter persistiert und mit psychischen Beeinträchtigungen als auch psychosozialen Folgen behaftet sein kann. Obwohl sich die medikamentösen Behandlungsoptionen der ADHS im Erwachsenenalter als wirksam erwiesen haben, berichtet eine größere Anzahl von Betroffenen weiterhin von relevanten Funktionsbeeinträchtigungen und/oder Residualsymptomen. Die aktuellen Studien deuten darauf hin, dass psychologische Interventionen eine vielversprechende Behandlungsoption für Erwachsene mit ADHS darstellen können, die keine ausreichende Verbesserung unter Pharmakotherapie erfahren haben, diese nicht vertragen oder einer medikamentösen Behandlung ablehnend gegenüber stehen. Zentrale Ziele der psychologischen Interventionen sind, neben einer adäquaten Aufklärung der Betroffenen, die Entwicklung von Strategien bezüglich der Verbesserung von Selbstmanagement und der Selbstregulation, sowie die Steigerung von Lebensqualität. In diesem Artikel wird eine Übersicht über Psychoedukation und Coaching gegeben werden, als vielversprechende neue psychologische Behandlungsoptionen bei ADHS im Erwachsenenalter.


Praxis ◽  
2007 ◽  
Vol 96 (34) ◽  
pp. 1269-1270
Author(s):  
M. Puhan
Keyword(s):  

2019 ◽  
Vol 48 (1) ◽  
pp. 29-39 ◽  
Author(s):  
Scott Stock Gissendanner ◽  
Gerhard Schmid-Ott ◽  
Wolfgang Schulz

Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Die Studie betrachtet die Bedeutung der Resilienz für psychologische Interventionen in der stationären psychosomatischen Rehabilitation. Methode: An einer Stichprobe von 401 Patientinnen und Patienten werden Ausprägung, Veränderbarkeit und Vorhersagekraft der Resilienz am Anfang, am Ende und 12 Monate nach der Rehabilitation untersucht. Ergebnisse: Die Patientinnen und Patienten verfügen zu Rehabilitationsbeginn im Vergleich zu repräsentativen Erhebungen über ein signifikant geringeres Ausmaß an Resilienz ( p < .001, d = 0.86). Über die drei Messzeitpunkte hat sich die Resilienz der Patientinnen und Patienten signifikant verändert ( p < .001, part. Eta2 = 0.08). Return to Work lässt sich durch die Resilienz zu Rehabilitationsbeginn und zu Rehabilitationsende signifikant vorhersagen (jeweils p < .001, d = 0.39 bzw. d = 0.53), allerdings kommen anderen Merkmalen, v. a. der Selbstregulationsfähigkeit und der subjektiven Prognose der Erwerbstätigkeit, eine größere Bedeutung zu. Schlussfolgerung: Resilienz ist ein veränderliches Merkmal, das mit anderen veränderbaren psychologischen Merkmalen in Zusammenhang steht. Bei psychologischen Interventionen in der Rehabilitation zur Stärkung der Erwerbsfähigkeit sollte die Selbstregulationsfähigkeit unter Berücksichtigung von Strategien zur Bewältigung beruflicher Belastungen betont werden.


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