Lebensstilintervention aha!2.0 zur Reduktion von modifizierbaren Risikofaktoren des Diabetes mellitus Typ 2 bei Risikopersonen: Eine Longitudinalstudie im Hausarztsetting in Schleswig-Holstein

2019 ◽  
Vol 14 (04) ◽  
pp. 292-301
Author(s):  
Sebastian Binder ◽  
Franziska Püschner ◽  
Nick Bertram ◽  
Valeria Weber ◽  
Volker Eric Amelung ◽  
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Zusammenfassung Hintergrund Lebensstilveränderungen können das Risiko, an Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken, senken. Das evaluierte aha!2.0-Programm („ab heute anders!“) fokussiert einerseits auf die Erkennung des Diabetes-mellitus-Typ-2-Risikos und anderseits auf die Modifizierung des Lebensstils zur Reduktion bekannter Risikofaktoren. Ziel von aha!2.0 war es deshalb, zunächst die Punktprävalenz der teilnehmenden Personen mit einem sehr hohen Diabetes-mellitus-Typ-2-Risiko in Schleswig-Holstein zum Zeitpunkt des Studienbeginns mittels FINDRISK zu schätzen. Des Weiteren wurde die Entwicklung der relevanten Endpunkte Körpergewicht, Taillenumfang und Body Mass Index untersucht. Methodik Die Studie wurde zwischen dem 01.07.2014 und dem 31.12.2016 in einem einarmigen longitudinalen Studiendesign und 15-monatigem Follow-up (davon 12 Wochen Intervention) mit insgesamt fünf Kontrollzeitpunkten (t–1 bis t3) durchgeführt. Die Rekrutierung der Studienteilnehmer erfolgte in Hausarztpraxen in Schleswig-Holstein. Es wurden gesetzlich Versicherte ab 18 Jahren eingeschlossen, die eine erkennbare abdominelle Adipositas und/oder eine relevante Familienanamnese und/oder einen bewegungsarmen Lebensstil aufwiesen. Die Intervention bestand zum einen aus dem FINDRISK-Test (Modul 1), der das Zehn-Jahres-Risiko, an Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken, mittels eines Scores abschätzt, und zum anderen aus der Lebensstilintervention selbst (Modul 2). Aufbauend auf einem Arzt-Versicherten-Gespräch erhielten Teilnehmer das aha!-Startset, bestehend aus einer Chip-Liste©, einem Ernährungs- und Bewegungstagebuch, einem Trainingsband mit Übungsposter und einem Maßband zur Messung des Taillenumfangs. Ergebnisse Die Punktprävalenz für Personen mit einem sehr hohen Risiko (50 % laut FINDRISK), in den nächsten zehn Jahren an Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken, lag bei 12,2 % [95 %-CI: 10,3, 14,5] in der Population von in Hausarztpraxen in Schleswig-Holstein rekrutierten Personen mit einem hausärztlich vermuteten Diabetes-mellitus-Typ-2-Risiko. Die 205 Teilnehmer, die das Programm über den 15-monatigen Follow-up-Zeitraum durchliefen, konnten ihr Körpergewicht um 4,5 kg [CI-95 %: –5,6, –3,4], ihren Taillenumfang um –5,7 cm [95 %-CI: –6,5, –4,7] und ihren Body Mass Index um 1,6 kg/m² [95 %-CI: –2,0, –1,2] senken. Schlussfolgerung aha!2.0 erwies sich in Schleswig-Holstein als implementierbar. Teilnehmer konnten modifizierbare Risikofaktoren für Diabetes mellitus Typ 2 im 15-monatigen Follow-up reduzieren. Von 205 der ursprünglich 935 Teilnehmer (21,9 %) konnten zum letzten Follow-up Daten ausgewertet werden. Zukünftige Studien zu Lebensstilinterventionen in Bezug auf Reduktion von verhaltensbedingten Risikofaktoren von DMT2 im Hausarztsetting sollten die Wirkung von adhärenzsteigernden Maßnahmen evaluieren.

2010 ◽  
Vol 04 (02) ◽  
pp. 79-83
Author(s):  
F. X. Felberbauer ◽  
A. Bohdjalian ◽  
F. Langer ◽  
S. Shakeri-Leidenmühler ◽  
B. Ludvik ◽  
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Zusammenfassung Diabetes mellitus Typ 2 stellt bereits heute in ökonomischer, medizinischer und sozialer Hinsicht ein globales Problem dar, dessen Bedeutung in den nächsten zwei Jahrzehnten noch massiv zunehmen wird. Bariatrische Chirurgie ist zweifelsohne die wirkungsvollste Behandlung von morbider Adipositas, führt zu substantiellem, anhaltendem Gewichtsverlust, Verbesserung von Begleiterkrankungen und Reduktion von Mortalität. Metabolische Chirurgie führt bei 56 bis 95 % der morbid adipösen Typ-2-Diabetiker zur Diabetesremission. Jüngste Ergebnisse zeigen für Patienten mit einem Body-Mass-Index zwischen 30 und 40 kg/m2 ebenfalls exzellente Ergebnisse. Die Verbesserung der diabetischen Stoffwechsellage ist auch auf eine kalorische Restriktion und Änderung der gastrointestinalen Hormonsekretion zurückzuführen. Die Etablierung von Diabeteschirurgie verlangt ein besseres pathophysiologisches Verständnis der Erkrankung und der Operationsmethoden – diese Arbeit beschreibt den Einfluss etablierter Operationsmethoden auf die diabetische Stoffwechsellage und die Hormonsekretion des Gastrointestinaltrakts. NASH (nichtalkoholische Steatohepatitis) betrifft rund ein Drittel der morbid adipösen Patienten. Es werden Prävalenz, Diagnosestellung und Beeinflussung der Erkrankung durch metabolische Chirurgie diskutiert. Der Goldstandard zur Diagnosestellung ist nach wie vor die Leberbiopsie. In mehreren Publikationen konnte die positive Beeinflussung der NASH durch metabolische Chirurgie gezeigt werden – für morbid adipöse Patienten stellt metabolische Chirurgie die effektivste Therapie der NASH dar.


2021 ◽  
Vol 19 (07) ◽  
pp. 312-316
Author(s):  
Delnaz Fard ◽  
Lars Brodowski ◽  
Constantin S. von Kaisenberg

ZUSAMMENFASSUNGZiel: Review der Literatur zu Schwangeren mit Gestationsdiabetes, die ein erhöhtes peripartales Risiko aufweisen, welches im Rahmen des geburtshilflichen Managements Beachtung finden sollte.Methodik: Systematische Literaturrecherche.Ergebnisse: Als Gestationsdiabetes wird ein erstmals in der Schwangerschaft auftretender bzw. diagnostizierter Diabetes bezeichnet. Die Pathophysiologie und das Risikoprofil entsprechen dem des Diabetes mellitus Typ 2. Eine entscheidende Rolle spielen dabei, neben einer genetischen Disposition, der mütterliche Body-Mass-Index, der Lebensstil sowie frühere Schwangerschaften mit Gestationsdiabetes. Die Diagnosestellung erfolgt durch einen 75 g oralen Glukosetoleranztest, meist bei 24–28 Schwangerschaftswochen. Die Folgen für die Mutter sind vor allem die schwangerschaftsinduzierte Hypertonie und Präeklampsie sowie im Verlauf die erhöhte Inzidenz für kardiovaskuläre Ereignisse. Intrapartal zeigen sich zudem eine erhöhte Sectio-Rate bei fetalem Large for gestational age und ein erhöhtes Risiko für höhergradige Geburtsverletzungen und atone Nachblutungen. Die Therapie schließt sowohl die Lifestyle-Modifikation als auch die medikamentöse Therapie mit Insulin ein.Schlussfolgerungen: Durch die frühzeitige Diagnosestellung durch adäquate Testverfahren und konsequent eingeleitete Therapien kann das peripartale maternale und fetale Risiko reduziert werden.


2019 ◽  
Vol 32 (1) ◽  
pp. 17
Author(s):  
Sérgio Azevedo ◽  
Joana Saraiva ◽  
Francisco Caramelo ◽  
Lúcia Fadiga ◽  
Luísa Barros ◽  
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Introduction: The use of continuous subcutaneous insulin infusion therapy in type 1 diabetes mellitus has increased due to its benefits on glycemic control and on the lifestyle flexibility. The aim of this study was to assess the impact of continuous subcutaneous insulin infusion therapy on glycemic control, body mass index, total daily dose of insulin and complications associated with this therapy, during 20 years of experience in Centro Hospitalar e Universitário de Coimbra.Material and Methods: This retrospective study included patients with type 1 diabetes mellitus who started continuous subcutaneous insulin infusion therapy up until 2005, followed at Centro Hospitalar e Universitário de Coimbra. Glycated hemoglobin A1c, body mass index, total daily dose of insulin and acute complications associated with continuous subcutaneous insulin infusion therapy were evaluated immediately prior to initiation of continuous subcutaneous insulin infusion therapy with follow-up at six months, one year, five, 10, 15 and 20 years. The frequency of acute complications associated with this type of therapy was also evaluated.Results: This study included 20 patients (seven males, 13 females) with mean disease duration up to the start of continuous subcutaneous insulin infusion therapy of 16.1 ± 7.9 years, mean age of onset of continuous subcutaneous insulin infusion therapy of 31.1 ± 8.4 years and follow-up during 13.2 ± 2.3 years. The reasons for initiating pump therapy were: inadequate metabolic control in 15 patients, history of asymptomatic or severe hypoglycemia in four patients, and pregnancy/pregnancy planning in one patient. The previous median of glycated hemoglobin A1c was 9.3% (6.5 – 16.0) and, at six months, decreased to the minimum value of 7.2% (5.3 – 9.8); p < 0.0125. The reduction of glycated hemoglobin A1c remained statistically significant in the first 10 years of follow-up. There was a statistically significant difference in the body mass index variation at 10 years with continuous subcutaneous insulin infusion therapy compared to previous body mass index; 24.7 kg/m2 (18.9 – 31.8) vs 25,5 kg/m2 (18.9 – 38.9), p < 0.0125. Daily insulin requirements were reduced from 56.5 U (32.0 – 94.0) to 43.8 U (33.0 – 64.0) (p < 0.0125) at six months and no statistical differences were found in the remaining follow-up. There were two severe episodes of hypoglycemia (incidence 0.0095/patient/year), five episodes of diabetic ketoacidosis (0.0238/patient/year) and no infections at the site of catheter insertion.Discussion: This study shows that continuous subcutaneous insulin infusion therapy improved glycemic control, especially during the first 10 years of follow-up and allowed a significant decrease in total daily dose of insulin in the first six months. The rate of acute complications was low.Conclusion: Treatment with continuous subcutaneous insulin infusion therapy seems effective in achieving metabolic control in selected patients with type 1 diabetes mellitus.


2017 ◽  
Vol 43 ◽  
pp. 46-52 ◽  
Author(s):  
M.A. Salinero-Fort ◽  
F.J. San Andrés-Rebollo ◽  
P. Gómez-Campelo ◽  
C. de Burgos-Lunar ◽  
J. Cárdenas-Valladolid ◽  
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Author(s):  
Carlos F. Martínez Cruz ◽  
Martina A. Guido-Campuzano ◽  
Alma M. Ramírez-Maya ◽  
Patricia García-Alonso Themann ◽  
Adriana Poblano-Alcalá ◽  
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2008 ◽  
Vol 02 (01) ◽  
pp. 31-35
Author(s):  
J. Erhard ◽  
E. Purucker ◽  
M. Schlensak

ZusammenfassungDie hohe epidemiologische Evidenz bestätigt einen direkten Zusammenhang zwischen der Übergewichtszunahme und dem Risiko, einen Diabetes mellitus Typ 2 zu entwickeln. Adipositaschirurgische Therapiekonzepte haben sich als sehr effektive und nachhaltige Behandlungsmethoden der morbiden Adipositas erwiesen. Dabei geht das Konzept der Adipositaschirugie weit über den reinen Gewichtsabbau hinaus. Neben einer Verbesserung der Lebensqualität ist eine Verminderung der lebensbedrohlichen Komorbidität das Ziel der Therapie. Insbesondere Patienten mit metabolischen Komplikationen der Adipositas wie dem Diabetes mellitus Typ2 profitieren nachhaltig von chirurgischen Maßnahmen. Daneben werden auch arterielle Hypertonie, die nicht alkoholische Fettleberhepatose, Fettstoffwechselstörungen und das obstruktive Schlafapnoe-Sydrom bzw. das Adipositas-Hypoventilationssyndrom, die allesamt mit einer erhöhten Mortalität assoziiert sind, nachweislich positiv beeinflusst. Diese signifikante Verbesserung der metabolischen Komorbidität lässt sich auch bei Patienten mit einem Body-Mass-Index unter 35 kg/m2 erzielen. Metabolische Chirurgie, wie sie in den USA bereits flächendeckend umgesetzt ist, wird auch in Europa zunehmend Verbreitung finden müssen.


2018 ◽  
Vol 16 (01) ◽  
pp. 28-35
Author(s):  
Ulf Elbelt

ZUSAMMENFASSUNGBariatrische Operationen ermöglichen einen nachhaltigen Gewichtsverlust und führen zu einer reduzierten Morbidität und Mortalität. In der Regel kann ein bariatrischer Eingriff ab einem Body-Mass-Index (BMI) von mindestens 40 kg/m2 (Adipositas Grad III) erfolgen, wenn vorher eine konservative Therapie der Adipositas zu einem nur unzureichenden Ergebnis geführt hat. Eine Indikation besteht auch bei einem BMI zwischen mindestens 35 und maximal 40 kg/m2 (Adipositas Grad II), wenn zusätzlich erhebliche Komorbiditäten vorliegen und eine konservative Therapie erfolglos blieb. Bariatrische Operationen können zur Remission eines vorbestehenden Diabetes mellitus Typ 2 führen, wobei die Remissionsrate und -dauer maßgeblich vom gewählten Operationsverfahren und der präoperativen Ausprägung des Diabetes mellitus Typ 2 abhängen. Zur Vermeidung von Mangelzuständen wird eine konsequente postoperative Supplementation mit Mikronährstoffen empfohlen. Insbesondere nach Magenbypassoperationen können das Auftreten von Hypoglykämien und eine erhöhte Frakturrate den längerfristigen Verlauf verkomplizieren.


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