Rezidivierende Harnwegsinfektionen – was tun?

2021 ◽  
Author(s):  
Daniel Faßl ◽  
Florian Wagenlehner

ZusammenfassungHarnwegsinfektionen zählen zu den häufigsten bakteriellen Infektionen. Einen nicht geringen Anteil stellen rezidivierende Harnwegsinfekte dar, was bei den Patientinnen zu Beeinträchtigungen vor allem bei körperlicher Intimität, Sozialkontakten und Arbeitsfähigkeit führt. Hilfe bei Diagnosestellung und Verlaufsbeurteilung kann der standardisierte Fragebogen ACSS geben.Neben allgemeiner Aufklärung und Beratung über Risikofaktoren von Harnwegsinfektionen sind vor allem die nicht-antibiotischen Therapieoptionen zur Rezidivreduktion wichtig. Ziele hiervon sind Resistenzentwicklungen und den entsprechenden unerwünschten Nebenwirkungen von Antibiotika vorzubeugen. Zu den nicht-antibiotischen Strategien zählen allen voran eine persönliche Beratung mit Vermittlung von Verhaltensempfehlungen, die Immunoprophylaxe, Phytotherapeutika, sowie eine lokale Östrogensubstitution. Bei hohem Leidensdruck der Patientinnen ist jedoch nach entsprechender Abwägung auch eine antibiotische Prophylaxe in Betracht zu ziehen. Zusammenfassend sollte eine individuelle Beratung erfolgen und mit einem multimodalen Therapieansatz behandelt werden.

2019 ◽  
Vol 51 (02) ◽  
pp. 111-118
Author(s):  
K.S. Houschyar ◽  
C. Tapking ◽  
D. Duscher ◽  
C. Wallner ◽  
A. Sogorski ◽  
...  

Zusammenfassung Hintergrund Durch den Verlust der natürlichen Hautbarrierefunktion und folglich reduzierter Immunkompetenz infolge eines Plasmaverlustes sowie zahlreichen intensivmedizinischen Interventionen sind Verbrennungspatienten besonders gefährdet für Infektionen. Studiendesign Systematische Übersichtsarbeit Methoden In einer systematischen Übersicht der deutsch- und englischsprachigen Literatur zwischen 1990 und 2018 werden epidemiologische und diagnostische Aspekte sowie der therapeutische Einsatz von Antibiotika bei Infektionen von Verbrennungspatienten in klinischen Studien analysiert. Ergebnisse Insgesamt erfüllten 53 randomisiert kontrollierte klinische Studien die Auswahlkriterien. Untersucht wurden verschiedene Arten/Applikationsformen der antibiotischen Prophylaxe bei Verbrennungswunden: Topisch, systemisch (generell), systemisch (perioperativ), nicht absorbierbare Antibiotika (= selektive Darmdekontamination), lokal (inhaliert) und jegliche Applikationsformen versus Kontrolle. Die frühe „Postburn-Prophylaxe“ wurde bei Patienten mit geringgradiger Verbrennung (sechs Studien) und Patienten mit schwerer Verbrennung (sieben Studien) untersucht. Die antimikrobielle Prophylaxe zeigte keine präventive Wirksamkeit des toxischen Schocksyndroms bei geringgradigen Verbrennungen, ist aber bei Patienten mit schweren Verbrennungen und der Notwendigkeit einer mechanischen Beatmung nützlich. Die perioperative Prophylaxe (= Metaphylaxe) wurde in zehn Studien untersucht. Schlussfolgerung Der Nutzen für eine längerfristige systemische antibiotische Prophylaxe bei der Mehrheit von Verbrennungspatienten ist nicht evident. Leichte Infektionen in stabilem klinischen Zustand sind engmaschig zu beobachten, während bei schwerer Infektion die internationalen Sepsis-Leitlinien und das Tarragona-Prinzip empfohlen werden.


2002 ◽  
Vol 59 (9) ◽  
pp. 469-474
Author(s):  
Eberhard ◽  
Geissbühler

Urogynäkologische Deszensusbeschwerden und chronisch rezidivierende Harnwegsinfekte kommen häufig gemeinsam vor. Zurückzuführen ist dies auf gleiche ätiologische Faktoren (hormonmangelbedingte Atrophie, neurogene Erkrankungen, Stoffwechselstörungen) und auf direkte mechanische Einflüsse des Deszensus auf die Harnröhrenfunktion (Abknicken mit Miktionsstörungen und Restharnanstieg bei großer Zystozele oder Stressinkontinenz und Drangsymptomatik bei großer Urethrozele). Die Therapie soll konservativ beginnen und möglichst alle ätiologischen Faktoren angehen. Bausteine der konservativen Therapie sind Östrogene, Beckenbodentraining, Pessare, Trink- und Miktionstraining und Sanierung der urogenitalen Infektkette [1]. Führt die konservative Therapie innert einiger Monate nicht zur Heilung oder zur befriedigenden Besserung, ist in der Regel eine operative Therapie zu empfehlen. Dabei sind moderne Operationsmethoden zu wählen, die nicht nur eine anatomische Rekonstruktion sondern auch eine funktionelle Restitution zum Ziel haben, d.h. Kontinenz, gute Blasenentleerung und Defäktion und schmerzfreie Kohabitation.


2015 ◽  
Vol 53 (08) ◽  
Author(s):  
H Keßler ◽  
I Werling ◽  
N Malek ◽  
D Stüker ◽  
M Götz ◽  
...  

2019 ◽  
Vol 50 (02) ◽  
pp. 184-189
Author(s):  
Ulrike Hohenfellner

ZusammenfassungIn urologischen Facharztpraxen weisen 50 – 70 % der Patienten chronische urologische Erkrankungen auf, nämlich rezidivierende Harnwegsinfekte, die somatoforme überaktive Blase und die Enuresis des Erwachsenen und des Kindes, das chronische Beckenschmerzsyndrom und die psychosomatisch bedingte Form der Post-Prostatektomie-Harninkontinenz. Denn die 12-Monats-Prävalenz psychischer Störungen in der erwachsenen Allgemeinbevölkerung beträgt 28 % 1. Bereits 20 % der Kinder und Jugendlichen zeigen psychische Auffälligkeiten 2. Häufig findet sich eine begleitende somatoforme Beschwerdesymptomatik, oftmals eine psychosomatische Miktionsstörung mit konsekutiv komplexer Beckenboden-Dysfunktion 3 4 5 6. Die meisten Patienten berichten über einen langjährigen Leidensweg, da sowohl der funktionelle Charakter als auch die psychosoziale Belastung bisher unerkannt geblieben sind, aus denen die Entstehung und Aufrechterhaltung der Beschwerden resultieren. So haben sie meist diverse Therapieversuche erlebt, die nicht indiziert waren, entsprechend frustran und evtl. gar von Komplikationen begleitet. Dadurch wurden die Somatisierung und die Symptomatik i. d. R. noch verstärkt.Zur ursächlichen Behandlung ist die Beseitigung der zugrundeliegenden psychosomatischen Miktionsstörung und Beckenboden-Dysfunktion notwendig. Dieses erfordert eine multimodale Therapie wie z. B. PELVICFIT®, die ein körperorientiertes Training auf dem Boden der progressiven Muskelrelaxation mit Schulung der Körperwahrnehmung und eine ärztliche psychotherapeutische Begleitung miteinander vereint. Denn sowohl das (Wieder-)Erlernen der Willkürkontrolle über den externen urethralen Sphinkter und die Herstellung eines physiologischen Miktionsverhaltens als auch die Reduktion der psychosozialen Belastung sind erforderlich, um einen Therapieerfolg der so chronifizierten Symptomatik erreichen zu können 7 8 9.


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