ZusammenfassungStörungen der Darm-Gehirn-Achse sind durch komplexe Dysfunktionen auf peripherer und zentralnervöser Ebene gekennzeichnet, die zu viszeraler Hypervigilanz und Hyperalgesie beitragen können und viszeralen Schmerz prägen. An der viszeralen Schmerzmodulation sind zahlreiche kognitive, emotionale und psychoneurobiologische Faktoren beteiligt, die im psychosozialen Therapiekontext das viszerale Schmerzerleben sowohl positiv als auch negativ beeinflussen können. Durch negative Erwartungen vermittelte Noceboeffekte sind bei akuten, aber insbesondere auch bei chronischen viszeralen Schmerzen von hoher klinischer Relevanz; die ihnen zugrunde liegenden Mechanismen sind jedoch bislang unzureichend verstanden. Zur Entstehung und Aufrechterhaltung negativer Erwartungseffekte tragen insbesondere verbale Instruktionen, Vorerfahrungen und Lernprozesse sowie emotionale Faktoren wie Angst und Stress bei. Gezielte Kommunikationsstrategien, ein sensibler Umgang in der Aufklärung und positive Umgebungsbedingungen können in der klinischen Praxis dazu beitragen, ein adäquates Erwartungsmanagement zu etablieren und negative Erwartungseffekte zu minimieren. Zugleich sind translationale Forschungsansätze erforderlich, um tiefere Erkenntnisse bezüglich der Mediatoren und Moderatoren negativer Erwartungseffekte zu erlangen und diese in die Klinik zu übertragen. So kann die Versorgung von Patienten mit Störungen der Darm-Gehirn-Kommunikation verbessert werden.