Das Wissen der Literatur - so der Titel von Jochen Hörischs Studie von 20071 - weitet sich vermehrt in Wirtschaftskrisen auf das Thema ,,Ökonomie“ und ,,Armut“ aus, wie exemplarisch die deutschsprachige Literatur der Neuen Sachlichkeit in der
Zwischenkriegszeit, aber auch einige Wirtschaftsromane seit der Finanzkrise 2008 belegen. Sie hinterfragen zunehmend Adam Smith’s Konzept der Oikodizee2, auch wenn die Mehrzahl der Wirtschaftstheoretiker und -historiker – Apologeten seiner liberalen Theorie – nicht
müde werden zu betonen, dass der ,,Kapitalismus als zivilisierende Kraft, die […] Gesellschaft [nicht nur] wohlhabend, sondern auch die Menschen freier, friedlicher und besser“3 gemacht habe, ihm also immense Fortschritte zugeschrieben werden müssten, von
denen ,,die vielen Menschen, die nicht einer gut gestellten Oberschicht angehören, in Bezug auf materielle Lebensverhältnisse und Überwindung der Not, gewonnene Lebenszeit und Gesundheit, Wahlmöglichkeiten und Freiheit“4 sonst ausgeschlossen wären.
Jürgen Kocka konstatiert, dass die gegenwärtige Kritik am Kapitalismus im öffentlichen Diskurs vielfältig sei, wobei er sich vornehmlich für die ,,zunehmende Einkommens- und Vermögensungleichheit innerhalb des eigenen Landes interessiert als für die vielen
Ungleichheiten zwischen den Ländern und Erdteilen“.5 Hans Falladas neusachlicher Roman Kleiner Mann – was nun? (1932) konzentriert sich in seiner Wirtschaftskritik auf diesen innenpolitischen Blick.