Wie relevant ist die gesetzliche Fortbildungsverpflichtung für Lehrkräfte? Eine empirische Untersuchung zur Fortbildungsteilnahme in verschiedenen deutschen Bundesländern
Zusammenfassung Für Lehrkräfte besteht in Deutschland eine allgemeine Pflicht zur Fortbildung, jedoch gibt es nur in wenigen Bundesländern konkrete Vorgaben zum Umfang dieser Verpflichtung und zur Dokumentation der Fortbildungsaktivitäten. Diese Arbeit untersucht daher die Bedeutsamkeit dieser gesetzlichen Verpflichtung für die Fortbildungsteilnahme von Lehrkräften. Anhand der Daten zur Fortbildungsaktivität aus den IQB-Ländervergleichen 2011, 2012 und dem IQB-Bildungstrend 2015 wurde mittels logistischer und linearer Regressionsmodelle analysiert, inwiefern die Teilnahme an einer Fortbildung sowie die Anzahl besuchter Fortbildungen in Zusammenhang mit den in einem Bundesland bestehenden Vorgaben zum Fortbildungsumfang und der Pflicht zum Nachweis absolvierter Fortbildungen steht. Die Ergebnisse zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit zur Teilnahme an einer Fortbildung nur in einer der drei Studien höher ausfällt, wenn eine spezifische Fortbildungspflicht besteht. Zudem lassen sich über alle betrachteten IQB-Studien hinweg positive Zusammenhänge zwischen den gesetzlichen Vorgaben zum Fortbildungsumfang und der Anzahl besuchter Fortbildungen nachweisen. Die Zugehörigkeit zu Bundesländern mit Nachweispflicht steht jedoch nicht in systematischem Zusammenhang zur Fortbildungsteilnahme. Die Ergebnisse verweisen darauf, dass sich die Teilnahme an Fortbildungen in begrenztem Ausmaß durch gesetzliche Vorgaben steuern lässt. Mögliche Implikationen für die Erhöhung der Fortbildungsteilnahme werden diskutiert.