Entwicklung von Praxiskompetenz durch Kooperationsprozesse von Lehrkräften
ZusammenfassungLehrkräftekooperation wird generell eine positive Bedeutung in Bezug auf Schul- und Unterrichtsentwicklung zugeschrieben. Dabei sind empirische Belege für eine positive Wirksamkeit nach wie vor kaum vorhanden, es gibt sogar Befunde zu ‚negativen‘ Konsequenzen von Lehrkräftekooperation. Um diese Widersprüchlichkeit zu klären, wurde in der vorliegenden Arbeit Kooperation nicht als Instrument bzw. als Technik betrachtet, sondern als soziale Praxis verstanden, in der eigenlogisches, kollektiv-implizites Wissen (re)produziert wird (Community of Practice). Parallel dazu wurde ein praxeologisches Kompetenzverständnis (Praxiskompetenz) eingeführt, das wesentlich auf die Praxeologie Pierre Bourdieus zurückgeht und den Zusammenhang zwischen Lehrkräftekooperation als Community of Practice und kollektiv strukturierter, individueller Kompetenz theoretisch verdeutlicht. Die empirischen Befunde, welche mittels der Dokumentarischen Methode generiert wurden, verweisen auf die Bedeutung unterschiedlicher Relationslogiken (Nicht-Passung, Entfaltung, Herausforderung) für das ‚Lernen‘ von oder innerhalb von Praxiskompetenz(en) und damit auch auf die Wichtigkeit einer grundlegend kollektiv gerahmten Perspektive auf Lehrkräftekooperation. Vor diesem Hintergrund ist ein allzu positiver Blick auf Lehrkräftekooperationsprozesse kritisch zu betrachten.