implizites wissen
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(FIVE YEARS 1)

Author(s):  
Thiemo Bloh

ZusammenfassungLehrkräftekooperation wird generell eine positive Bedeutung in Bezug auf Schul- und Unterrichtsentwicklung zugeschrieben. Dabei sind empirische Belege für eine positive Wirksamkeit nach wie vor kaum vorhanden, es gibt sogar Befunde zu ‚negativen‘ Konsequenzen von Lehrkräftekooperation. Um diese Widersprüchlichkeit zu klären, wurde in der vorliegenden Arbeit Kooperation nicht als Instrument bzw. als Technik betrachtet, sondern als soziale Praxis verstanden, in der eigenlogisches, kollektiv-implizites Wissen (re)produziert wird (Community of Practice). Parallel dazu wurde ein praxeologisches Kompetenzverständnis (Praxiskompetenz) eingeführt, das wesentlich auf die Praxeologie Pierre Bourdieus zurückgeht und den Zusammenhang zwischen Lehrkräftekooperation als Community of Practice und kollektiv strukturierter, individueller Kompetenz theoretisch verdeutlicht. Die empirischen Befunde, welche mittels der Dokumentarischen Methode generiert wurden, verweisen auf die Bedeutung unterschiedlicher Relationslogiken (Nicht-Passung, Entfaltung, Herausforderung) für das ‚Lernen‘ von oder innerhalb von Praxiskompetenz(en) und damit auch auf die Wichtigkeit einer grundlegend kollektiv gerahmten Perspektive auf Lehrkräftekooperation. Vor diesem Hintergrund ist ein allzu positiver Blick auf Lehrkräftekooperationsprozesse kritisch zu betrachten.


2021 ◽  
Vol 24 (1-2) ◽  
pp. 269-282
Author(s):  
Niklas Luhmann
Keyword(s):  

Zusammenfassung Temporalisierte, aus Operationen bestehende Systeme sehen sich vor das Problem des Dauerzerfalls gestellt, das sie nur dadurch lösen können, dass die Auswahl nächster Ereignisse hoch selektiv, aber nicht beliebig erfolgt. Sie benötigen dafür ein Gedächtnis. Für den Fall der aus Kommunikation bestehenden Gesellschaft übernimmt die Semantik als bewahrenswerter Sinn diese Funktion. Die hier vorgestellte These lautet, dass die moderne Orientierung an „Werten“ mit der funktionalen Differenzierung der modernen Gesellschaft zusammenhängt, während ältere, vorwiegend hierarchisch stratifizierte Gesellschaften in ganz anderer Weise auf die Selektionszwänge ihrer eigenen Komplexität reagiert hatten. Die mit der funktionalen Differenzierung einhergehende zunehmende Kontingenz macht die Einführung neuer „inviolate levels“ nötig, diesem Bedarf trägt die Wertsemantik Rechnung. Kennzeichnend für die moderne Gesellschaft ist dann, dass Werte als implizites Wissen unterstellt werden und es keine Werthierarchie gibt. Abschließend wird die These der höheren strukturellen Komplexität der funktional differenzierten Gesellschaft auf einer zweiten, konkreteren Ebene noch einmal aufgenommen: der des Wechselspiels der generellen Inklusion der Gesamtbevölkerung in die Funktionssysteme und der nur selektiven Inklusion in Organisationen. Inwiefern unter diesen Bedingungen zunehmend kontingenter Identitäten die Semantik der nicht weiter begründungspflichtigen Werte noch ihre Funktion erfüllt, muss offen bleiben.


2021 ◽  
Vol 116 (10) ◽  
pp. 648-651
Author(s):  
Marco Hussong ◽  
Moritz Glatt ◽  
Patrick Rüdiger-Flore ◽  
Saurabh Varshneya ◽  
Philipp Liznerski ◽  
...  

Abstract Bei der Ermittlung von Vorgangsfolgen innerhalb der Arbeitsplanung wird auf Erfahrungswissen von Fachkräften und weitere Hilfsmittel wie Unterlagen, Richtlinien und Arbeitspläne ähnlicher Produkte zurückgegriffen. Demzufolge enthalten erstellte Arbeitspläne implizites Wissen, dessen Extraktion und Nutzung das Potenzial zur Beschleunigung der Vorgangsfolgeermittlung bietet. Für derartige Aufgaben können künstliche neuronale Netze des Deep Learning eingesetzt werden, die durch Training das implizite Wissen erfassen und über Vorhersagen nutzbar machen. Daher wird in diesem Beitrag ein Konzept für die Ermittlung von Vorgangsfolgen durch künstliche neuronale Netze vorgestellt.


2020 ◽  
Vol 4 (1) ◽  
Author(s):  
Tina Emmler

Gestaltungsorientierte Forschung wie sie für den Design-Based Research[1] charakteristisch ist, ist in der Tradition der sog. Modellversuchsforschung bereits seit dem Beginn der 1990er Jahre in der berufs- und wirtschaftspädagogischen Disziplin verankert. Seitdem wird sie beständig weiterentwickelt und ist selbst Forschungs- sowie Diskussionsgegenstand in der Forschungscommunity. Betrachtet wird die gestaltungsorientierte Forschung nicht nur aus sozio-ökonomischer Perspektive, aus der heraus sie analog zu ingenieurwissenschaftlicher Forschung konzipiert wird, sondern auch aus einer (lern-)psychologischen Sichtweise. Den bisherigen Zugängen ist gemein, dass sie die handlungstheoretischen Elemente einer Forschung in den Mittelpunkt stellen, die sich in der Planung, Durchführung und Evaluation von Prototypen über mehrere Entwicklungszyklen hinweg und deren Bedeutung für die Generierung von handlungsrelevantem (Struktur-)Wissen erschöpfen. Analysiert werden dabei gemeinhin die Handlungen, die durch Akteure der Praxis oder der Wissenschaft vollzogen werden oder, in einem kommunikationstheoretischen Ansatz, die Bezugnahmen der Akteure aufeinander unter der Fragestellung, wie Wissenschaft und Praxis voneinander lernen können. Getrieben wird das Ganze durch die Feststellung, dass einerseits dem Handeln von PrakikerInnen in einer alltäglichen Lebenswelt ein implizites Wissen inhärent ist, dessen Relevanz über den Einzelfall hinausgeht und dass, andererseits, der Zugang zu diesem Wissen nicht per se gegeben ist, sondern es besonderer Anstrengungen respektive Konstruktionsleistungen bedarf, um dieses (implizite) Wissen verfügbar zu machen. Forschende sind dann daran interessiert eben dieses Wissen zu generieren und es als (Struktur-)Wissen vom Einzelfall loszulösen. Auf diese Weise wird der Sehnsucht begegnet die Kluft zwischen Theorie und Praxis überwinden zu können. Dieser Allgemeinplatz suggeriert, dass die Zusammenkunft unterschiedlicher Institutionen, Organisationen oder Personen, die stellvertretend für diese stehen, einen Mehrwert (an Wissen) erwarten lassen würde, der in einem Austausch zwischen beidem „erarbeitet“ werden könnte. Der vorliegende Beitrag stellt dies in Frage, wenngleich damit nicht konstatiert werden soll, dass organisationsübergreifende Ko-Operationen unnütz seien oder gar verhindert werden sollen. Allerdings setzt der Beitrag an einem viel früheren Punkt der Entwicklungsforschung ein. Er geht davon aus, dass es weniger um eine Kluft zwischen Akteuren oder Organisationen geht, die überwunden werden muss, als eine Grenze, die das Handlungssubjekt selbst zu überwinden hat, um die Entwicklung von Innovationen voranzutreiben. Eine zentrale Rolle spielt dabei die (Innovations-, Forschungs- und Entwicklungs-) Arena als Empty Space. Der Empty Space wird als ästhetisch-philosophisches Konzept aufgearbeitet, seine Zusammenhänge zum Körper als Medium des Erkennens und Handelns herausgearbeitet und somit ein Interpretationsraum entwickelt, der weitreichende Implikationen für die entwicklungsorientierte Forschung im Allgemeinen und den DBR im Speziellen hat. Diese werden in Form eines Fragenkataloges sowie einer tabellarischen Übersicht dargestellt. Letztere nimmt dabei bisherige, eher traditionelle Deutungen der Arena (nach Kremer 2014 und Sloane 2007) auf und stellt diesen mit dem in diesem Beitrag erarbeiteten Plädoyer der ForscherIn als KünstlerIn ein neues Rollenverständnis gegenüber.   [1] Im Folgenden wird wahlweise vom Design-Based Research oder auch DBR gesprochen.


2019 ◽  
Vol 8 (1-2019) ◽  
pp. 24-39 ◽  
Author(s):  
Jens Steinwachs ◽  
Helge Gresch
Keyword(s):  

In strukturtheoretischen Ansätzen von Lehrerprofessionalität wird davon ausgegangen, dass der adäquate Umgang von Lehrer*innen mit Antinomien ein zentrales Merkmal von Professionalität darstellt, wobei aus biologiedidaktischer Sicht insbesondere die Sachantinomie hinsichtlich des Verhältnisses von fachlicher Norm und Schülervorstellungen relevant ist. Dabei bieten Videovignetten die Möglichkeit einer fallbasierten Wahrnehmung und Reflexion der Antinomien in der universitären Lehrer*innenbildung. Unter der Annahme, dass die Wahrnehmung von Unterricht auch auf implizitem Wissen basiert, ist es für die Gestaltung der Praxis der universitären Lehrer*innenbildung sinnvoll, dieses zunächst zu rekonstruieren. Im vorliegenden Beitrag wird dazu der Frage nachgegangen, welches implizite Wissen von Lehramtsstudierenden zu Schülervorstellungen und dem Umgang mit ihnen im Evolutionsunterricht die Wahrnehmung von Videovignetten beeinflusst. In dieser explorativen Studie werden zur Datenerhebung eine Videovignette als Diskussionsimpuls eingesetzt und Gruppendiskussionen durchgeführt. Die Datenauswertung erfolgt mithilfe der Dokumentarischen Methode. Anhand der ersten Ergebnisse werden Perspektiven aufgezeigt, wie die Sachantinomie vor dem Hintergrund des impliziten Wissens in der Lehrer*innenbildung bearbeitet werden kann.


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