Zusammenfassung
Hintergrund In einem Projekt, das von der Deutschen Rentenversicherung
unterstützt wurde, erfolgte die Untersuchung von Einflussfaktoren auf
den Zugang zu einer Anschlussrehabilitation (AHB). Als entscheidender Faktor
zeigte sich, in einer vorangegangenen Untersuchung, die Diagnose., Allerdings
konnten zudem unterschiedliche Einstellungen und Erwartungen bezüglich
der therapeutischen Intervention dargestellt werden. Ziel dieser Untersuchung
ist es, diese Erwartungen auf geschlechtersensible Unterschiede hin zu
analysieren und anschließend im Kontext des Antragsprozesses zu
bewerten.
Methode Für diese explorative beobachtende Querschnittsstudie
erfolgte eine Datenerhebung (2014–2016) in drei
Akutkrankenhäusern. Eingeschlossen wurden Personen im Alter von
18–65 Jahren, die aufgrund von rehabilitationsrelevanten Diagnosen
behandelt wurden. Fragebogenbasiert wurden soziodemographische Daten, sowie
Rehabilitationsziele, und -wünsche sowie funktionsbezogene Angaben
erhoben. Dazu wurden teils standardisierte Befragungsinstrumente genutzt. Die
Auswertung erfolgte sowohl deskriptiv als auch mittels uni- und multivariater
binär logistischer Regressionsanalysen.
Ergebnisse Es bestehen geschlechtersensible Einstellungen und Erwartungen
gegenüber einer AHB. Während Frauen in allen entsprechenden
Fragen signifikant häufiger psychische Belastungen und deren
Einflüsse auf ihre Krankheit angaben, bewerteten Männer ihre
körperliche gesundheitsbezogene Lebensqualität und die
Unabhängigkeit in Alltagsfunktionen signifikant besser (p<0,001
bzw. p=0,029). In der kombinierten Analyse zeigten Anträge von
männlichen Probanden mit höherem Alter eine signifikant
höhere Bewilligungsquote (p=0,031 bzw. p<0,001).
Unabhängig von jeglichen Unterpunkten gab es keinen geschlechtssensiblen
Unterschied in der Genehmigungsquote einer AHB.
Schlussfolgerung Weibliche und männliche Probanden zeigen
unterschiedliche Einstellungen und Erwartungen gegenüber einer AHB. Eine
rein biologische Unterscheidung in Bezug auf das Geschlecht
(„Sex“) erklärt diese Unterschiede nicht hinreichend.
Die Unterscheidung in „Gender“, welche kulturelle Konventionen,
Rollenmodelle und Verhaltensweisen beinhaltet, kann dies durch umwelt- und
familienbezogene Faktoren jedoch genauer erklären. Eine Einbeziehung
dieser Unterschiede in Therapieplanung und Durchführung
-durchführung kann zu einem besseren Therapieergebnis beitragen und
sollte Gegenstand weiterer Untersuchungen sein. Zur ganzheitlichen Betrachtung
der Betroffenen ist eine Weiterentwicklung der Antragsunterlagen notwendig.